Haltung - Positionierung - Beweggrund

Als Prozessbegleiter*in verhalte ich mich grundsätzlich offen, wohlwollend und interessiert gegenüber den Menschen, die sich mir anvertrauen. Meine Rolle ist eine aparteiliche.
Ich halte den Raum und biete an, in Kontakt zu lernen. Im Vorgespräch finden wir gemeinsam heraus, was gewünscht ist und was ich anbieten kann: Meine Angebote sind kein Ersatz für eine Therapie, ich habe keine therapeutische Ausbildung. Ich gebe kein Heilungsversprechen.

Mein Blick ist geprägt von meiner persönlichen Geschichte. Mein Zugang zu Bildung und gewählten Auslandsaufenthalten, sowie zu genügend Geld und eine weiß-westdeutschen Staatsbürger:inschaft erleichterten mir, mit bestimmten Herausforderungen im Leben umzugehen. Gleichzeitig prägten mich persönliche Krisen, frühe Verluste und andauernde, widerkehrende Erschöpfungsphasen. Sowie die Erfahrung als abinärer, queerer, afab trans* Mensch im ländlichen, konservativen Raum aufgewachsen zu sein. Eine Anbindung an Landschaften & Naturräume sowie nährende Erfahrungen in rituellen Räumen begleiten mich durch mein Leben.

Nach meinem Studium an der Alice Salomon Hochschule und prägenden Jahren in (Ost)Berlin, verschob sich mein Lebensmittelpunkt an die Ostsee, wo ich einige Jahre das queere Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt QUBE in Greifswald mit aufbaute und in selbstorganisierten Projekten und Gruppen gesellschaftspolitisch aktiv war. Aktuell lebe ich wieder ländlich in Süd-Ost-Oberbayern und beschäftige mich mit trans*sein im ländlichen Raum und Angehörigen Sorgearbeit.

Meine eigene Suche nach Zugehörigkeit, Orientierung und Handlungsfähigkeit in dieser Welt, ohne dabei auszubrennen und weder mich selbst noch die Anbindung zu verlieren führten mich zu meinen Angeboten. Diese Form der Prozessbegleitung empfinde ich als eine facettenreiche, lebendige, verbindende und sinnstiftende Weise, einen Beitrag - hin zu einer Welt für ein “gutes Leben für Alle” - beizutragen.

In meinen Angeboten behalte ich mir vor, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung zu thematisieren und eine Fokusverschiebung im Prozess vorzuschlagen, sollte der Prozess von inhaltlichen Reibungen dominiert und beeinflusst werden.

Kulturelle Aneignung und rechte Esoterik sind in meiner Arbeit unerwünscht. Außerdem distanziere ich mich klar von rituellen Zwangshandlungen.

Auch ich lerne jeden Tag neu dazu und bin nicht frei von Vorurteilen, Erlerntem und Verinnerlichtem. Erinnere mich bitte daran, sollte das unsere Zusammenarbeit beeinflussen. Ich danke dir.

afab=asigned female at birth

Über die Geduld

[…]

Man muss Geduld haben!

Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer [für mich] sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antwort hinein.

Rainer Maria Rilke